Nipper Review #30: Single Blade Special

Bei den letzten Single Blade Nippern habe ich bereits mehrfach erwähnt, dass es einfach etwas an Innovation fehlt. Form und Größe sind bei jeder Marke nahezu identisch und auch bei der Schnittleistung sind nur noch geringe Unterschiede vorhanden. Dabei teilen sie sich auch die Vor- und Nachteile.

Grob zusammengefasst kann man als Vorteil angeben, dass diese Art Nipper einfach verdammt gut schneidet und fast keine Stressmarken zurück lässt. Als Nachteil ist zum einen die Gate-Zugänglichkeit, wo die scharfe Seite der Klinge nach dem Schnitt im Gate hängen bleibt (durch die Spannung im Runner) und zum anderen hat der Kunststoff bei manchen Bausätzen in den letzten Monaten eine komische Zusammensetzung, wo die Außenschicht sehr hart ist (als wäre der Kunststoff mit einer Email-Schicht überzogen) und das Innenleben vom Gate eher spröde und ebenfalls sehr harte Körner sowie Lufteinschlüsse enthält, die einen glatten Schnitt verhindern. Eigentlich sind Single Blade Nipper nicht so empfindlich wie man gerne annehmen mag. Bei diesem Kunststoff wird die Klinge jedoch schnell Stumpf und die Klinge kann auch brechen oder sich verbiegen, wenn der Härteprozess nicht so gut gelungen ist.

Aus dieser Situation heraus habe ich mich gefragt ob es Nipper gibt die sowohl die Schneideleistung von Single Blade Nippern, als auch die Beständigkeit von normalen Seitenschneidern vereinen und dabei nicht dem typischen Muster entsprechen.

Nach einiger Recherche, Hinweisen und Empfehlungen, konnte ich 3 Nipper ausfindig machen, die in dieses gewünschte Schema passen sollen. Ausgerechnet die top Marken Fujiya und 3.peaks haben hier einige Seitenschneider am Start, und die nehme ich in diesem Beitrag mal unter die Lupe. Dabei werden getestet, der 3.peaks KPN-125, der Fujiya HP940-125XF und der Fujiya HP813-120X.

Es sei noch erwähnt, dass ich diesmal die Tests etwas abgekürzt habe und die Nipper jeweils nur an einem Bausatz getestet habe.

 

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3.peaks KPN-125

Der 3.peaks KPN-125 ist noch recht neu auf dem Markt und erst seit Januar 2021 erhältlich. Dabei weicht dieser Nipper aber nicht nur davon ab, dass es ein Single Blade Nipper ist, sondern auch das typische 3.peaks Aussehen und vor allem die typische Kunststofffeder am Griff fehlt.

Eine Sache die mir direkt Negativ nach dem Auspacken aufgefallen ist, betrifft die Griffummantelung. Die Beschichtung ist sehr glatt und fühlt sich beim anfassen etwas klebrig an. Ein Gefühl was ich definitiv nicht so mag. Zudem steigt ein strenger Geruch nach Metall und Öl aus der Packung empor und aus dem Gelenk tropft auch Öl heraus.

Die Feder fällt natürlich direkt auf und hier wurde der Federmechanismus verbaut, den ich einfach nicht mag. Das Gelenk ist schwergängig (trotz des scheinbar übermäßigen Ölung).

Alles in allem eine Qualität, die nicht zu überzeugen vermag und sicherlich dem Namen 3.peaks in der Form nicht würdig ist. Ich frage mich ob es ein OEM Produkt ist und von einem anderen Hersteller kommt?

Die Schneide hingegen ist anständig scharf geschliffen und parallel zu dem Widerstand auf der anderen Seite ausgerichtet (welcher überraschenderweise auch eine kleine Schärfe aufweist, was allerdings nicht sein sollte).

Die Griffaußenseiten sind aufgespannt, etwa 97 mm auseinander. Die Klingenlänge beträgt 15 mm und ist damit ordentlich aufgestellt. Die Klinge ist allerdings, anders als bei anderen Marken, auf der rechten Hälfte vorhanden.

Auf zum Schnitttest:

Unerwarteterweise ist der Schnitttest nicht so gut ausgefallen, wie persönlich erhofft. In der Mitte ist eine kräftige Stressmarke zu sehen (auch bei Wiederholungen mit anderen Farben) und der Schnitt ist nicht sonderlich glatt. Zudem kommt hier auch die angeschliffene Wiederstandsseite ins Spiel, denn diese hat sich auch etwas in den Kunststoff (auf der linken Seite im Bild) hinein geschnitten und wenn die Backen nah beieinander sind, bricht gerne mal ein kleines Stück nach unten ab. Auch dies konnte bei weiteren Tests wiederholt werden.

Somit komme ich zur folgenden Bewertung:

 

7/10

Gate-Zugänglichkeit

4/10

Schneideleistung

4/10

Clear Part Eignung

8/10

Langlebigkeit

6/10

Verarbeitungsqualität

6/10

Ergonomie

35

Punkte

 

Fazit

Von den Spezifikationen her passt der 3.peaks KPN-125 in das erhoffte Bild eines Seitenschneiders mit den Vorteilen von beiden Typen. Jedoch passt das Ergebnis nicht. Es konnten keine Stressmarken vermieden werden und schlussendlich muss man durch nur eine vorhandene Klinge auch noch etwas mehr Kraft aufbringen. Zudem ist diese schlechte Qualität für 3.peaks mehr als unüblich. Ich wünschte ich könnte meine Kritikpunkte an den Hersteller weitergeben, werde auf jedenfall versuchen mit 3.peaks in Kontakt zu treten. Leider kann ich diesem Nipper keine Empfehlung aussprechen.

 

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Fujiya HP940-125XF

Anders als der 3.peaks KPN-125 ist der Fujiya HP940-125XF schon ein paar Jahre auf dem Markt. Die Kommentare die ich allerdings dazu gelesen habe, kann man als durchwachsen ansehen. Von Lobpreisungen bis kompletter Schrott ist dabei alles enthalten gewesen.

Hier ist das Auspackerlebnis nicht durch den starken Geruch und übermäßig austretendes Öl getrübt. Die Griffummantelung ist auch super. Sehr gute Haptik und ein angenehmes sanftes Gefühl in den Fingern. Die Feder ist wie bei den anderen Fujiya Modellen, sehr solide und um einiges straffer als bei anderen Marken. Das Gelenk lässt sich frei und problemlos bewegen.

Auch die sonstige Verarbeitung ist außerordentlich gut, wie ich es bereits beim Fujiya FPN-125FS festgestellt hatte. Die Qualität ist vorbildlich.

Die Klingenseite (hier linke Hälfte und sogar auf der Unterseite extra mit Lasergravur markiert) ist sehr scharf (immerhin ist es laut Hersteller ein 40° Schliff, was die Sache nicht vereinfacht). Die Klingenlänge beträgt satte 16 mm. Auch das kann sich sehen lassen und wäre mal besser von anderen Herstellern nachgeahmt. Die Seite mit dem Widerstand ist stumpf, so wie es sich bei einem Single Blade Nipper gehört. Sonst wäre es ja keiner.

Die Griffaußenseiten sind aufgespannt, etwa 115 mm auseinander. Das ist allerdings kein so guter Wert und man muss schon große Hände dafür haben.

Auf zum Schnitttest:

Dieser Schnitt fällt schon deutlich gerader und gleichmäßiger aus, als beim vorher genannten 3.peaks. Allerdings ist auch bei dem Fujiya eine Stressmarke in der Mitte vorhanden (auch mit anderen Teilen reproduzierbar). Genau dieser Umstand ist jedoch komisch, denn beim Single Blade Nipper sollte die Stressmarke in der Regel auf der Wiederstandsseite entstehen. Was hier dafür sorgt, dass die Stressmarke in der Mitte ist, muss ich noch ergründen. Eine Unbekannte ist und bleibt die Plastik Qualität. Auch beim DSPIAE können Stressmarken entstehen, wenn der Kunststoff nichts taugt. Insofern kann man dies nur bedingt beeinflussen.

Somit komme ich zur folgenden Bewertung:

 

7/10

Gate-Zugänglichkeit

4/10

Schneideleistung

4/10

Clear Part Eignung

10/10

Langlebigkeit

10/10

Verarbeitungsqualität

8/10

Ergonomie

43

Punkte

 

Fazit

Der Fujiya HP940-125XF ist von der Qualität und Schärfe her gesehen mit auf den top Plätzen. Jedoch gibt es einen störenden Faktor. Der Sinn und Zweck eines Single Blade Nippers ist es die Stressmarke weitestgehend zu vermeiden. Leider wurde in meinen Tests immer eine Stressmarke hinterlassen. Zudem ist die Schnittleistung bei den Doppelklingen Nippern derselben Marke oder aber auch 3.peaks noch ein wenig besser bzw. sind dort die Stressmarken gleichgross, wenn nicht sogar kleiner. Insofern vermag der HP940-125XF im Endspiel um den optimalen Nipper nicht an vorderster Front mitzuspielen.

 

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Fujiya HP813-120X

Der Fujiya HP813-120X besitzt einen 13° Schliff und soll mit seiner dünnen Klinge, ein Konkurrent für die Spitzenreiter sein.

Die Form entspricht diesmal nicht dem typischen Single Blade Muster und in diesem Fall ist es leider auch das einzig Positive, was ich über diesen Nipper schreiben kann.

So gut die anderen Nipper von Fujiya verarbeitet sind, so mangelhaft ist der HP813-120X. Am linken Griff ist der Kleber um diesen zu fixieren übergelaufen und klebt jetzt an selbigen fest. Das Gelenk ist extrem schwerfällig, da wohl die Niete zu stramm angezogen wurde. Die Feder hat kaum Kraft und bewirkt nichts. Die Verarbeitung der Kanten ist schlecht und dem verwendeten Metall ist auch eine Skepsis entgegen zu bringen.

Auf zum Schnitttest:

Was die Klinge laut Hersteller leisten soll und welche Resultate diese in meinen Tests gebracht hat, könnten nicht unterschiedlicher sein. Die Klinge ist nicht besonders scharf. Die Schneideresultate unterliegen dem schlechteren Durchschnitt von doppelseitigen Nippern der unteren Qualitätsstufe. Anhand des Schnittmusters würde man nicht vermuten, dass hier ein Single Blade Nipper mit 13° Klinge im Einsatz war. Dafür ist das Ergebnis zu schlecht.

Somit komme ich zur folgenden Bewertung:

 

8/10

Gate-Zugänglichkeit

1/10

Schneideleistung

0/10

Clear Part Eignung

5/10

Langlebigkeit

1/10

Verarbeitungsqualität

7/10

Ergonomie

22

Punkte

 

Fazit

Wenn ich nicht gerade ein sehr mangelhaftes Exemplar erhalten habe (und Kommentare von anderen Besitzern dieses Nippers lassen vermuten, dass ich durchaus nicht alleine bin) ist dieser Nipper nicht zu gebrauchen. Lass die Finger davon, selbst wenn du auf dein Geld achten musst.

 

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Abschließend muss ich zugeben diese Resultate nicht erwartet zu haben. Ich bin leicht enttäuscht und meine jetzt auch zu wissen warum die top platzierten Nipper in dieser Kategorie, nahezu identisch aussehen. Form und Funktion sind dort schon maximal ausgereizt und können nur noch minimal verbessert werden.

Diese Review soll zudem vorerst die Letzte, für die nächste Zeit gewesen sein. Es gibt noch viele gute Seitenschneider da draußen. Meine Tests haben mir allerdings auch gezeigt, dass die top Platzierungen wohl nicht so schnell ändern werden. Sollte ich jedoch der Meinung sein, einen Nipper gefunden zu haben, welcher eine Revolution herbeiführen kann, werde ich diesen natürlich gerne testen und eine Review hier hinterlassen.

 

Review-Kriterien

Jeder getestete Seitenschneider wurde in der Regel an zwei bis drei Gunpla-Kits ausprobiert.

Die Schneideleistungs- und Langlebigkeits-Angaben beruhen auf ungefähr 1.000 Schnitten. Dies entspricht einem Durchschnitt von 150 Teilen zu je 3 Gates pro Teil, wobei viele Gates einmal Grob (maximal weit entfernt vom Teil) und die verbleibende Nub-Stelle etwas näher am Teil abgeschnitten wurde. Eine Ausnahme bilden die Clear-Parts. Diese wurden so nah wie möglich am abzutrennenden Teil abgeschnitten.

Die Ergonomie-Werte beruhen auf meinen persönlichen Präferenzen und mögen nicht den Deinen entsprechen. Meine Hände entsprechen der Handschuhgröße 9 – 10, weshalb die meisten asiatischen Nipper-Fabrikate für mich zu klein sind und dementsprechend Punktabzüge in der Bewertung erhalten.

Die Maßangaben zu den Klingen sind mit einem Messschieber selbst ermittelt und können von offiziellen Produktangaben abweichen.

Auch wenn ein Preis in der Beschreibung angegeben wird, ist dieser nicht im Review eingeflossen.

Punkte-Aufschlüsselung: 60 – 50 Punkte: Sehr gut | 49 – 40 Punkte: Gut | 39 – 30 Punkte: Befriedigend | 29 – 20 Punkte: Ungenügend | 19 – 10 Punkte: Schlecht | 09 – 01 Punkte: Sehr schlecht

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